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7 | (Ur)Geist & Materie





Geist in Materie umwandeln. Diese Umschreibung verwende ich gerne in Bezug auf meine Malereien. Doch was bei mir in dem Fall lediglich ein Übertragen einer Bildidee auf die Leinwand bedeutet, müsste im Rahmen der Entwicklung des Universums auf eine unbekannte Art und Weise buchstäblich stattgefunden haben – sofern ich mit meinen Schlussfolgerungen aus den vorangegangenen Beiträgen richtig liege. Aus diesen resultiert die Einsicht, dass das Universum nicht nur durch, sondern auch aus Geist entstanden ist. Vor diesem Hintergrund ist alles, was sich im Universum über kurz oder lang gebildet hat – Materie eingeschlossen – auf eben jenen Urgeist und dessen Urminus-Potenzial zurückzuführen.


Wie ich es an anderer Stelle bereits angekündigt hatte, führen die Erkenntnisse zur Entstehung der Polarität unweigerlich zu der Beantwortung vieler großer Fragestellungen der Metaphysik, insbesondere der wohl größten unter ihnen: Die Frage nach der Existenz Gottes. Und wenn die Entstehung des Universums tatsächlich auf den genannten Urgeist zurückzuführen ist, dann würde ich daraus schlussfolgern, dass dieser damit die Kernkompetenz mitbringt, die eine Zuordnung und weitere Verwendung des Gottesbegriffs legitimiert. Warum also das Kind dann nicht beim Namen nennen? Aus dem bisher Aufgedecktem lässt sich noch einiges zu den Eigenschaften des Urgeistes und dessen Urminus-Potenzial ableiten (und ich werde darauf bestimmt ich einem anderen Beitrag näher eingehen). Da die Benennung „Gott“ jedoch religiös behaftet ist und es hier in dem Beitrag nicht um Religion gehen soll, würde ich diese gerne bis auf Weiteres beiseitelassen.


Geistige Entfaltung


Um es noch einmal zu verdeutlichen: Nach der Urminus-These kann es ursprünglich neben dem Urgeist und seinem Urminus-Potenzial keine Materie gegeben haben. Die These besagt, dass die Polarität Plus und Minus in keiner Null-Neutralität wurzelt, sondern dass Minus in der Reihenfolge vor Plus steht und Plus ursprünglich aus Minus hervorgegangen ist. Materie besitzt Masse und nimmt physischen Platz ein. Materie hat also eine Ausdehnung und ohne Ausdehnung gäbe es auch keine Materie. Eine Ausdehnung ist eindeutig der Plus-Seite zugeordnet (siehe Beitrag 4 Die Minus- und Plus-Subsumtion). Nach der Urminus-These hat es ursprünglich kein Plus gegeben, also auch keinerlei Ausdehnung und folglich auch keine Materie.


Dies gilt auch für das expandierende Universum. Diese Ausdehnung müsste ebenfalls aus ihrem Gegenteil hervorgegangen sein, einer Zusammenziehung, die ich Urminus nenne. Aus diesem Blickwinkel betrachtet markiert das, was wir auch als Urknall bezeichnen – wie bereits im vorangegangenen Beitrag beschrieben – nicht den Ursprung des Universums, sondern den Anfang der Entfaltung des Urminus-Potenzials. Da das Universum nicht nur durch, sondern auch aus Geist entstanden ist, ist alles im Universum Existente, die gesamte Vielfalt, als Bestandteil der Entfaltung unweigerlich auch Bestandteil des Urgeistes, dem Urgrund von allem. Demzufolge ist die Potenzial-Entfaltung, das expandierende Universum – obwohl es auch Materie beinhaltet – in erster Linie als eine geistige Entfaltung anzusehen.


Leib-Seele-Problem

Hier sind wir bei der Kernfrage der Philosophie des Geistes angekommen, die Frage nach der Beziehung von Materie und Geist. Sind Materie (also auch unser Körper) und Geist zwei verschiedene Substanzen? Nach der Urminus-These und der Plus- und Minus-Subsumtion ist die Körpermaterie, das Physische, der Plus-Seite zugeordnet, und der Geist ist sogar Minus in seiner ursprünglichsten Form. Dennoch handelt es sich hierbei um keine Gegenteile, denn Gegenteile sind gleichgestellt, sie sind paarig, beispielsweise wie männlich und weiblich. Materie und Geist sind nach der Urminus-These aber kein gleichgestelltes, nebeneinanderstehendes Pärchen, denn – wie bereits zuvor erläutert – ist auch die Entstehung aller Materie auf den Urgrund Geist zurückzuführen, somit wird dem Geist die absolute Sonderstellung zuteil.

Ist dann letztlich alles – was ist – Geist? Da das expandierende Universum nach der Urminus-These aus den genannten Gründen in erster Linie als eine geistige Entfaltung anzusehen ist, handelt es sich bei der Substanz Materie um eine Form, die (Ur)Geist mitunter auf Grundlage der Polarität annehmen kann und angenommen hat. Aus dieser Perspektive ist die Behauptung, dass alles Existierende Geist ist, zulässig. Materie ist somit – verglichen mit Geist – keine eigenständige, alleinstehende Substanz, sie baut auf Geist auf, ist aus Geist gemacht. Dies erklärt, warum zwei auf den ersten Blick so unterschiedliche Substanzen wie Materie und Geist überhaupt miteinander interagieren können.


Allverbundenheit


Ich habe im allerersten Beitrag gefragt, ob es eine Allverbundenheit gibt und wie man eine holistische Sichtweise erlangen kann. Selbst wenn mein Weltbild lediglich ein subjektives Teilbild des „Großen Ganzen“ ist, zeigt mir dieses klar und deutlich, dass ich als Bestandteil der Entfaltung – wie alles im Universum Existente – mit dem Urgeist untrennbar verbunden bin. Nichts in der Welt Befindliche lässt sich hiervon ausklammern, da der Urgeist und die Urminus-Entfaltung nicht voneinander zu trennen sind. Dies ist in meinen Augen der größte Zusammenhang aller Dinge, der eine, alles entscheidende Strich, der alle Punkte miteinander verbindet.



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